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Warum ich dieses Reisefoto ausgesucht habe …
In meiner neuen Bildbesprechung möchte ich diesmal ein Foto von Rik M. Plompen vorstellen. Er ist ein holländischer Fotograf, der mich schon oft auf Fotoreisen begleitet hat. Ich habe im Laufe der letzten Jahre viele Fotos von Rik gesehen und halte ihn für sehr talentiert. U.a. ist er übrigens einer der drei Reisefotografen, die im Wettbewerb “Die besten Bilder von Menschen” im letzten Fotoforum vertreten waren. Es lohnt sich also, sich mehr von Rik’s Arbeiten anzusehen (siehe Links unten).
Dieses Foto von ihm hat mich besonders fasziniert. Es ist während des Ashura-Festes in Shiras, Iran entstanden. Oder genauer gesagt während “Arbaeen”, einem besonderen Tag nach dem Ashura-Fest. (Mehr dazu finden Sie hier …). Ich selbst bin ein großer Freund davon, bei Festen, Festivals und anderen kulturellen Anlässen zu fotografieren, da ich der Überzeugung bin, dass man dort häufig besonders interessante Bilder der Menschen und ihrer Kultur bekommen kann. Und genau das ist Rik hier in hervorragender Weise gelungen. Im unfassbaren Gewusel von “Arbaeen” hat Rik diesen Frame gefunden und uns damit ein unglaublich intensives Bild geschenkt!
Was mir besonders an dem Bild gefällt …
Bei Festivals zu fotografieren ist zwar toll, aber oft auch eine ziemliche Herausforderung. Denn, in aller Regel ist die Bildkomposition sehr schwer, weil die Menschen ständig in Bewegung sind und es nahezu unmöglich ist, einen “sauberen Frame” zu bekommen. Rik ist mit seinem Bild genau das perfekt gelungen. Der Blick und die Haltung des Trommlers nehmen uns sofort gefangen und es ist schwer, sich ihm zu entziehen. Gleichzeitig bekommen wir aber durch die anderen Menschen rechts und links von ihm noch den Kontext der Parade mit. Damit setzt Rik aus meiner Sicht auch die Atmosphäre des Events sehr gekonnt in Szene. Denn “Arbaeen” ist intensiv und es ist schwer, sich der Atmosphäre zu entziehen! Stellen Sie sich bitte vor, dass zig-tausende Menschen zusammen kommen, (fast) alle in Schwarz gekleidet und gemeinsam begleitet von intensiver Trommel-Musik durch die Strassen von Shiras ziehen. Und obwohl der Anlass für die Schiiten äußerst ernst ist, und wir als Nicht-Muslime natürlich nur Gäste und Beobachter sein können, sind wir doch von nahezu allen Menschen dort freundlich akzeptiert und aufgenommen worden. Meist durch ein Lächeln mit den Augen! Und jetzt sehen Sie sich Rik’s Bild noch einmal an, finden Sie nicht auch, dass der Mann zwar einen ernsten Gesichtsausdruck hat, aber dennoch auch irgendwie mit den Augen lächelt!? Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein, weil ich von Rik weiß, dass er ihn nach der Aufnahme auch tatsächlich ein wenig angelächelt hat.
Aus meiner Sicht ist die Aufnahme auch technisch sehr gut umgesetzt. Die Schärfe ist super und Rik hat mit Blende 8 und 70mm Brennweite ein gutes Maß an Tiefenschärfe erreicht. Vielleicht hätte es noch eine Blendenstufe offener sein dürfen, damit der zweite Mann, direkt hinter dem Trommler noch ein wenig unschärfer wäre. Aber, das ist “Meckern auf höchstem Niveau”. 😉
Auch Rik’s Idee, die Aufnahme in Schwarz-Weiss umzuwandeln, funktioniert aus meiner Sicht perfekt. Die Reduzierung auf Schwarz-Weiss entspricht dem Charakter von “Arbaeen” im Grunde noch mehr, als die Realität in Farbe. Denn, die Trommler im Bild sind eigentlich in grellen Farben gekleidet – allerdings inmitten von einem Meer aus Schwarz!
Was man von dem Bild lernen kann …
Wie oben bereits geschrieben, hat Rik eine sehr gute Komposition inmitten eines “wuseligen” Festes gefunden. Diese setze er gekonnt mit dem richtigen Bildausschnitt und einem nahezu perfekten Maß an Tiefenschärfe um und liefert uns mit der Schwarz-Weiss-Umwandlung ein äußerst stimmungsvolles und stimmiges Bild des “Arbaeen” Festes. Was kann man sich davon abgucken? Zum einen gehört natürlich ein guter Blick dazu. Den kann man trainieren. Zum anderen gehört Ausdauer dazu, denn Rik war, wie ich, viele Stunden bei “Arbaeen” unterwegs und hat viele Bilder gemacht, stets auf der Suche nach einem noch besseren. Und last but nit least gehörte zu Rik’s Foto auch Mut. Denn es war seine erste Iran-Reise und er wusste nicht genau, wie der Trommler dazu steht, so prominent fotografiert zu werden. Zwar gingen die meisten Menschen bei “Arbaeen” grundsätzlich positiv mit uns und unserer Fotografie um, doch für sein Foto musste sich Rik ziemlich prominent in den Weg stellen – auch, wenn er sicher schnell war – und die Intensität der Begegnung können wir im Bild sehen!
Dieser letzte Punkt passt übrigens ziemlich gut zu meinem letzten Zitate-Post von Steve McCurry, den Sie hier lesen können …
Die Details zum Bild
- Fotograf: Rik M. Plompen
- Wo aufgenommen: bei einer IRAN-Fotoreise während des Ashura-Festes in Shiraz (Shiras)
- Wann aufgenommen: 30. Oktober 2018
- Kamera: Sony ILCE-7RM2
- Objektiv: Sony 24-70 f/2.8 ZA SSM II
- Brennweite: 70 mm
- Blende: 8
- Verschlusszeit: 1/320 sec
- ISO: 100
- Belichtungskorrektur: -0,3
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