Steve McCurry über Einsatz

I don’t think pictures are worth dying for, but I don’t want to live knowing I was timid.”

Steve McCurry

“Von nichts kommt nichts.”

So heißt es im deutschen Volksmund. Und meiner Ansicht nach ist diese alte Weisheit sehr gut auf die Reise- (und Dokumentar-) Fotografie übertragbar. Vielleicht nicht auf den ersten Blick, aber für mich geht es in Steves Zitat genau darum: Wer nicht auch bereit ist, etwas zu riskieren, bekommt viele tolle Fotos eben nicht!

Als ich 2010 mit Steve McCurry in Indien war, konnte ich selbst beobachten, wie sehr er seinem Leitsatz folgt. Wenn es irgendwo eine dunkle Gasse gab, konnte man fast sicher sein, dass Steve da rein ging, um zu sehen, ob es nicht etwas Lohnenswertes zu entdecken gibt. Einmal, erinnere ich mich, wollte er von einem Uhrturm fotografieren. Diese Türme mit Uhr stehen in Indien oft auf Kreuzungen und sind meist ein Relikt aus der britischen Kolonialzeit. Jedenfalls regte sich ein Polizist ziemlich darüber auf (es ist verboten) und Steve meinte trocken, “Wir warten, bis er weg ist.”

Mit Steve McCurry in Indien
Mit Steve McCurry in Indien


Damit Sie mich nicht falsch verstehen, soweit würde ich selbst nicht gehen. Aber ich habe mit einer “umgekehrten Strategie” schon gute Erfahrungen gemacht: In Teheran wollten mein Freund Mehran und ich abends von der Tabiat Bridge herunter den Verkehr fotografieren. Dort ist der Einsatz von Stativen allerdings verboten und es stand auch ein Polizist auf der Brücke, der uns sofort bemerkt hätte. Wir sind dann zu ihm gegangen und haben erklärt, dass wir extra aus Deutschland gekommen sind, um im Iran Fotos zu machen, und dass wir wüssten, dass es “eigentlich” verboten sei, hier ein Stativ aufzubauen. Dass es aber großartig wäre, wenn er eine Ausnahme von lediglich 5 Minuten machen könnte!? Und siehe da, der Mann sagte, er müsse ohnehin noch eine Runde auf Patrouille gehen, und das würde rund 10 Minuten dauern. Wenn er zurück käme, sollten wir weg sein! Wir bedankten uns und machten unsere Fotos. Eins davon wurde sogar später in der Iran-Titelgeschichte des Fotoforum Magazins verwendet!

Reisefotografie: Teheran bei Nacht
Reisefotografie: Teheran bei Nacht

Über den eigenen Schatten springen

Eine beispielhafte Erfahrung dafür, dass es sich wirklich lohnen kann, “über den eigenen Schatten zu springen”, möchte ich hier noch mit Ihnen teilen.

2012 war ich das erste Mal in Nepal und fragte in meiner Unterkunft in Pokhara nach Tipps zum Fotografieren. Mein Host empfahl mir, einen Rundflug mit einem “Ultraleichtflugzeug” zu machen. Das wäre am Flughafen möglich und würde rund US 100 $ für ca. 40 Minuten kosten. Der Flug würde zum Beginn der Annapurana Range, also dem Himalaya gehen. Das klang schon sehr verlockend. Als ich aber am Flughafen das Ultraleichtflugzeug sah, wurde mir erstmal ganz anders. Das Ding war winzig und man saß im Freien! Ich muss vielleicht dazu sagen, dass ich unter Höhenangst leide! Auch gingen mir in dem Moment die häufigen Katastrophenmeldungen und die laxen Sicherheitsbestimmungen in Nepal durch den Kopf …
Aber, als ich fragte, ob ich denn meine beiden (!) Spiegelreflexkameras mit auf den Flug nehmen dürfte und sie das bejahten, wertete ich das als “Wink des Schicksals” und überwand meine Angst.

Reisefotografie-Abenteuer im Ultraleichtflugzeug
Reisefotografie-Abenteuer im Ultraleichtflugzeug

Und was soll ich Ihnen sagen? Es war eins der schönsten Erlebnisse, die ich auf meinen ganzen Reisen hatte! Als wir Richtung Annapurna Range flogen, rissen die Wolken auf, die Sonne kam durch und bescherte uns fantastische Anblicke. Es war ein mir völlig neues, und in dieser Form unbekanntes Glücksgefühl, und ein unvergessliches Erlebnis! Als wir wieder landeten, war ich noch wie in Trance und hatte tatsächlich Glückstränen in den Augen!

Vielleicht ja ein gutes Beispiel, dass es sich lohnen mag, die “Komfortzone” zu verlassen!?

Und, ach ja, hatte ich’s erwähnt? Es gab natürlich auch ein paar tolle Fotos … 😉

Abenteuerfotografie in Nepal
Abenteuerfotografie in Nepal
Reisefotografie: Die Annapurna Range im Himalaya in Nepal
Die Annapurna Range im Himalaya in Nepal

Was sind Ihre Erfahrungen / Meinungen zu dem Thema?

Hinterlassen Sie mir gerne, welche Erfahrungen Sie selbst schon zu dem Thema gemacht haben und/oder, wie Sie dazu stehen.

One Reply to “Steve McCurry über Einsatz”

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