Bildvorstellung: Eberhard Jobst „Brücken über den Ganges“

Warum ich dieses Reisefoto ausgesucht habe …

Ich war nun schon fünf mal bei einer „Kumbh Mela“ In Indien dabei, dem größten Pilgerfest der Welt. Davon zweimal in Allahabad (jetzt Prayagraj), wo diese Pontonbrücken über den Ganges gelegt werden, um die Pilgermengen zu bewältigen. Und natürlich habe ich selbst viele Bilder davon gemacht. Eberhard Jobst ist mit seiner Aufnahme jedoch ein „kleines Meisterwerk“ gelungen, wie ich finde!

Was mir besonders an dem Bild gefällt …

Eberhards Bild Fängt die abendliche/nächtliche Stimmung auf der Kumbh Mela in Prayagraj (ehemals Allahabad) toll ein. Seine Komposition ist gut balanciert und hat doch Spannung. Bei dem Event, an diesem heiligen Ort, dabei zu sein ist wirklich etwas ganz Besonderes. Und diese Magie kommt in seinem Bild gut zum Ausdruck. Der „Sangam“, so heißt die Sandbank, an der die drei heiligen Flüsse Ganges, Yamuna und Saraswati zusammenfließen und zu dem die Pontonbrücken führen, ist nicht nur einer der heiligsten Plätze lndiens. Es ist auch ein magischer Ort, an dem – dem Glauben der Hindus zufolge – vor Urzeiten bei einem Kampf von Göttern und Dämonen ein Tropfen „Amrit“, dem Nektar der Unsterblichkeit auf diese Stelle gefallen sein soll. Sieht man sich Eberhards Bild an, ist diese Geschichte plötzlich leicht zu glauben …

Geschmacksache

Sicher kennen Sie Bilder, die im Nachhinein in Schwarzweiß umgewandelt wurden, und wo lediglich ein Element weiterhin in Farbe dargestellt wird. Manchmal ist es eine rote Rose, manchmal ein Mönch in orangefarbener Robe etc.. Ich will niemandem zu Nahe treten, aber meine Sache ist das nicht. Bei Eberhards Bild könnte man fast annehmen, er hätte es genauso gemacht. Das ist jedoch nicht der Fall. Und wenn Sie genau hinsehen, werden die feststellen, dass sein Bild durchaus auch an anderen Stellen über Farbe verfügt. (Ich habe übrigens das RAW-Bild von der Aufnahme gesehen). Und das hebt Eberhards Foto, als einen gut beobachteten, fantastischen Moment, noch einmal deutlich ab, von einer (Verzeihung) „kitschigen“ Nachbearbeitung.

Was man von dem Bild lernen kann …

Zum einen beweist sich hier mal wieder eine zentrale Weisheit der Reisefotografie:
„Sei zur richtigen Zeit am richtigen Ort, und du kannst tolle Bilder machen!“.
Aber Eberhard hat noch deutlich mehr Qualitäten bewiesen. Dazu gehört sein Sinn für Perspektive, Geduld und Komposition. Auch die Belichtung der Aufnahme ist perfekt gewählt: Mit einer 1/100 Sekunde gelingt es ihm, die Menschen in Bewegung noch scharf genug abzubilden und gleichzeitig den ISO-Wert bei vertretbareN 800 zu halten. Davor ziehe ich meinen Hut!

Perspektive und Brennweite

Zum einen hat er einen niedrigeren Stadtpunkt für seine Aufnahme gewählt, als die meisten anderen Fotografen, die mit ihm Unterwegs waren. Die meisten fotografieren von der Autobrücke, die über den Ganges geht und einen weiträumigen Blick ermöglicht. Eberhard ist anders vorgegangen und hat einen flachen Winkel gewählt, womit sich die Ebenen, der verschiedenen Pontonbrücken, die eigentlich in einem nicht unerheblichen Abstand zueinander liegen, in seiner Komposition zu einer einzigen verdichten. Auch erreicht er durch den niedrigeren Standpunkt, dass die Beleuchtung der Brücken nicht mehr auseinander zu halten ist und so zu einem einzigen „Lichtermeer“ wird. 

Geduld

Wer schon einmal dort war, weiss, dass ständig Menschen in beiden Richtungen über diese Brücken gehen. Eberhard hat Geduld bewiesen und auf einen „Besonderen Moment“ gewartet. Nämlich darauf, dass etwas oder jemand die Brücke passiert, das oder der als „Blickfang“ funktioniert. Ich weiss nicht, wie lange er gewartet hat, aber seine Geduld wurde belohnt: Es wurden zwei Pakete orangefarbene Schwimmwesten über die Brücken getragen, und Eberhard hat einen wunderbaren Moment für seine Komposition gewählt.

Die Details zum Bild

  • Fotograf: Eberhard Jobst
  • Wo aufgenommen: in Prayagraj (ehemals Allahaba), während einer Indien-Fotoreise zur Kumbh Mela
  • Wann aufgenommen: 02. Februar 2019
  • Kamera: Sony DSC-RX10M4
  • Objektiv: Sony 24-600 mm – f /2,4 -4
  • Brennweite: 91 mm
  • Blende: 3,5
  • Verschlusszeit: 1/100 sec
  • ISO: 800

Was denken Sie?

Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie Eberhards Foto betrachten? Lassen Sie uns gerne daran teilhaben und schreiben Sie Ihre Gedanken unten in das Kommentarfeld.

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