Ara Güler darüber, was ein gutes von einem schlechten Foto unterscheidet

Wenn ein Foto nichts erzählt, ist es keine Fotografie, dann ist es eine Postkarte.“

Ara Güler

Radikal – aber nachvollziehbar!?

Ich denke, Ara Güler drückt hier mit wenigen Worten (wenn auch ziemlich radikal) etwas aus, was wir alle schon einmal beim Betrachten von Fotos gedacht haben:
“Ist ja ganz schön, aber …”.

Wir werden heutzutage mit Fotos überschwemmt, und viele davon sind schön anzusehen und von technisch guter Qualität. Aber welche Bilder bleiben uns im Gedächtnis? In der Regel doch wohl die, die uns “berührt” haben. Und das schaffen sie, weil sie “eine Geschichte erzählen” …

Aber, was ist ein Foto, das eine Geschichte erzählt?

Für mich ist das gar nicht so einfach zu greifen. Es gibt Bilder, bei denen dieser Aspekt relativ offensichtlich ist. Vielfach sind dann Menschen Teil der Komposition. Und bei den – aus meiner Sicht – besonders gelungenen Fotos, die eine Geschichte erzählen, gibt es neben der/den abgebildeten Personen noch weitere Bildelemente, die gewissermaßen eine “Erzählebene” hinzufügen.

Es gibt jedoch auch Fotos, in denen keine Menschen als Motiv vorkommen und die es trotzdem schaffen, eine Geschichte zu erzählen. Denken wir nur an das “Klischee-Foto” der Spuren im Sand, um mal ein Beispiel zu nennen. Und es gibt Porträts, die ebenfalls eine solche Tiefe haben, dass sie gewissermaßen “eine Geschichte erzählen”! Bei solchen Bildern hat man das Gefühl, man könnte nur durch den Anblick der porträtierten Person schon ganz viel über sie erfahren. Das sind Bilder, die im Gedächtnis bleiben, vielleicht sogar über viele Jahre hinweg.

Ist jedes Foto, das eine Geschichte erzählt automatisch gut?

Aus meiner Sicht ist ein Foto, das eine Geschichte erzählt noch nicht automatisch ein (wirklich) gutes Foto. Es gibt Bilder, die zwar potenziell eine Geschichte erzählen, aber zu uneindeutig, beliebig oder sogar wirr sind. Oder der umgekehrte Fall: Die Geschichte wird „mit dem Holzhammer erzählt“ und es fehlt jegliche Poesie und/oder Raum für die Fantasie des Betrachters.

Muss also jedes Foto eine Geschichte erzählen?

Das könnte ich wohl nicht glaubhaft behaupten, denn dafür habe ich selbst nach Ara Gülers Definition viel zu viele „Postkarten“ fotografiert (und veröffentlicht). Aber, ich denke, wenn wir beim Fotografieren die Idee verfolgen, Bilder zu machen, die Geschichten erzählen, dann kann das ggf. tatsächlich dazu führen, dass wir interessantere Fotos machen. Denn, dann bemühen wir uns, neben dem „Offensichtlichen“ eine weitere „Erzählebene“ hinzu zu fügen. Das macht das Fotografieren sicher anspruchsvoller, aber vielleicht lohnt sich die Mühe ja. Denn, ggf. gelingt uns ein Bild, an das sich die Menschen – trotz der Bilderflut – auch nach einiger Zeit noch erinnern!

Bilder, die Geschichten erzählen

Wenn Sie schon öfter auf meiner Webseite unterwegs waren, wird Ihnen vielleicht die Kategorie „Bildbesprechungen – Reisefotos im Fokus“ aufgefallen sein. Dort stelle ich gerne Bilder anderer Fotografen vor, die mir aus unterschiedlichen Gründen) besonders gut gefallen haben. Und oft sind es Bilder, die Geschichten erzählen! Sollten Sie die Kategorie noch nicht kennen, ist jetzt der richtige Zeitpunkt sich dort einmal umzuschauen! Es lohnt sich …

Was denken Sie darüber?

Finden Sie Fotos sollten Geschichten erzählen?
Und sind Fotos, die das nicht tun “nur Postkarten”?
Was denken Sie?
Hinterlassen Sie mir gerne Ihre Meinung als Kommentar!

2 Replies to “Ara Güler darüber, was ein gutes von einem schlechten Foto unterscheidet”

  1. Dieses Statement geht von Einzelfotos aus. In diesem Rahmen mag ich das so stehen lassen. Doch Fotos, die “nur” etwas abbilden, sind ganz wichtige Elemente in einer Fotostory. Sie schaffen Ruhepole zwischen den “Geschichten-Bildern”. Die Wechsel zwischen den Geschichtenfotos und den “Postkarten” geben einer Fotostory erst ihren Rhythmus.

    1. Hallo Mona!
      Vielen Dank für deine Gedanken zu dem Thema. Ich gebe dir da völlig recht:
      Wenn es Fotostories geht, greift das Zitat von Ara Güler nicht.
      Ich kenne diese Erfahrung vor allem aus meinen Multivisions-Vorträgen, aber auch aus den Ausstellungen die ich selbst gemacht und als “Kurator” begleitet habe. Da war es spannend zu sehen, dass gerade die Kombination von Bildern sehr reizvoll sein und ganz neue Eindrücke erzeugen kann.

      Herzliche Grüße
      Thorge

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