Reisefoto des Monats: „Vorbereitung für Ashura“

Die Lang-Fassung

Diesmal kommt mein Reisefoto der Woche aus dem Iran. Genau genommen ist es ein Foto von der Iran-Fotoreise, die ich gerade erst vor kurzem beendet habe. Das Foto ist noch relativ am Anfang unserer Reise entstanden, als wir von Teheran nach Kashan kamen. Dort besucht man üblicherweise das wirklich sehenswerte „Tabatabai House“. Als wir mit unseren Fotos dort fertig waren und uns bereits auf dem Weg zum Auto machten, sahen wir vor dem Eingang diesen Mann mit einer Zahnbürste die Kacheln auf dem Boden sauber machen. Auf den Kacheln vor der Moschee stehen wohl Suren aus dem Koran. Und die Reinigung geschah Vermutlich als Vorbereitung auf das Ashura-Fest, bei dem die Schiiten um den Imam Hussein trauern. Natürlich bot es sich an, den Mann zu fotografieren, da es ein interessantes Motiv war. Unser Guide Nima Fragte ihn auf meine Bitte in Farsi, ob das für ihn in Ordnung wäre. Der Mann war einverstanden und so konnte ich nicht nur einen „schnellen Schnappschuss“ machen, sondern auch ein wenig überlegen, wie ich das Motiv in Szene setzen wollte. Denn zunächst hatte ich (wenn man sich das Bild jetzt ansieht) links von dem Mann gestanden und meine erste Aufnahme auch von dort gemacht. Das Motiv war interessant, der Hintergrund lenke nicht ab. Dennoch ging ich um den Mann herum, um die Moschee in den Hintergrund zu bekommen und entschied mich für Blende f/2.8, um durch eine möglichst geringe Tiefenschärfe den Blick des Betrachters zunächst auf den Mann und seine Tätigkeit zu konzentrieren. Die Moschee im Hintergrund sollte den „Kontext“ liefern und das Bild dadurch einerseits verstehbarer (Was sehe ich hier?) und andererseits spannender machen. Ich liebe solche Bilder, die gewissermaßen eine „Story“ erzählen. Allerdings muss man wirklich aufpassen, denn mit Blende f/2.8 kann die Tiefenschärfe bei so einem Motiv auch schnell mal zu gering ausfallen! D.h., der Hintergrund wird einfach schon zu unscharf und „die Story funktioniert nicht mehr“. Auch die umgekehrte Variante wäre nicht wünschenswert gewesen, dass nämlich die Tiefenschärfe zu groß ausfallen würde und der Mann dann nicht genügend vor dem Hintergrund freigestellt wäre. Aber, da ich mich bei der Komposition dafür entschieden hatte, die komplette Marmorplatte und die beiden Minarette einzuschließen, musste ich nicht nur ins Hochformat wechseln, sondern auch auf 27mm raus zoomen (im Vollformat). Bei so viel Weitwinkel bekommt man dann wieder Tiefenschärfe hinzu, da diese nicht nur von der Blende, sondern auch von der Brennweite maßgeblich beeinflusst wird. Dennoch prüfte ich das Ergebnis sicherheitshalber auf dem Display. Mir sind auch schon Bilder mißlungen, weil ich zu sehr aufgeblendet hatte. Wäre mir die „Freistellung“ durch Blende f/2.8 hier zu extrem gewesen, hätte ich abgeblendet und eine weitere Aufnahme, z.B. mit f/4 gemacht. Ich war aber mit dem Ergebnis zufrieden. Lediglich die Lichtverhältnisse waren nicht ideal, da der Mann im Schatten, die Moschee hingegen im Licht war. Und Helligkeit zieht in einer Bildkomposition meist die Aufmerksamkeit auf sich. Durch einen Blick auf das Histogram wusste ich jedoch, dass ich genug Spielraum hatte, um die Helligkeitsunterschiede in der Nachbearbeitung soweit anzupassen, dass die Komposition vermutlich dennoch „funktionieren“ würde. Das Endergebnis sehen Sie hier.

Der „Bildersteckbrief“ (Die Kurzform für Eilige)

Wann und wo entstanden?

  • 08. Oktober 2019
  • Kashan, Iran

Warum ausgesucht?

  • “Story-Potenzial“
  • Überlegungen zum Hintergrund als „Kontextlieferant“
  • Die richtige Balance zwischen „Freistellen“ und Hintergrund / Story finden
  • Erkenntnis: ein paar Überlegungen helfen, ein Motiv „richtig in Szene zu setzen“
  • Histogram prüfen für die Nachbearbeitung

Die Technischen Details des Fotos

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