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Sensorgröße Vor- und Nachteile

Hallo Thorge,

ich trage mich mit dem Gedanken, mir eine höherwertige Kamera zu kaufen (bisher Lumix TZ101 und GoPro7).

Jetzt habe ich den Interessenkonflikt, möglichst leistungs- /lichtstark vs. für meine Reisen möglichst leicht!

Also Vollformat vs. MFT, aber wie wirkt sich das aus. MFT ist leichter und hat auch leichtere Wechselobjektive, aber welchen Kompromiss müsste ich da eingehen? Ich liebäugle mit der Nikon Z6II, vs Olympus E-M1 Mark III. Außerdem sollte die Kamera in jedem Fall einen Eingang für ein externes Micro haben.

Kannst du da was dazu sagen?

Viele Grüße
Stefan

 

Hi Stefan!

Auf jeden Fall eine gute Idee!👍

Ich gehe mal zunächst auf die Nikon Z6 II ein: Aus meiner Sicht ist es derzeit eine der besten spiegellosen Vollformatkameras für die Reisefotografie! Ich selbst nutze ja noch das Vorgängermodell Z6 und war schon begeistert. Die Z6 II legt an einigen Stellen noch mal nach, z.B. gibt es jetzt einen zweiten Kartenslot, was optional die Sicherheit erhöht und/oder andere Optionen eröffnet (höhere Speicherkapazität bei günstigeren Karten, oder getrennte Speicherung von verschiedenen Dateiformaten etc.) Der Autofokus mit Augenerkennung wurde weiter verbessert, was gerade bei der Menschenfotografie  sehr hilfreich ist! Davon profitiert man übrigens auch beim Filmen. Und gerade gab es ein Firmware-Update, was es jetzt ermöglicht, in 4 K mit 60 fps zu filmen! Das würde mich schon sehr reizen! 😉

Auch der optionale Batteriegriff wäre für mich ein Pluspunkt, weil er das Fotografieren im Hochformat deutlich komfortabler macht und, durch zusätzliche Batterien, die Einsatzzeit der Kamera deutlich erhöht. (Die Spiegellosen Kameras sind leider echte Batteriefresser im Vergleich zu den DSLR‘s!). Auch die Bildfolge pro Sekunde wird im Burst-Modus durch den Batteriegriff und die zwei (!) Chips in der Z6 II im Vergleich zur Z6 noch mal verbessert. Allerdings ist die Z6 II mit rund 700 Gramm ohne Objektiv ohnehin schon nicht leicht, und der Batteriegriff wiegt dann auch noch mal einiges ...

Beim Vollformat kommen jeweils noch schwere Objektive dazu. Je nachdem, was du da wählst, ist das Gewicht erheblich. Für den Vollformat-Sensor braucht es einfach mehr Glas! 

Warum also überhaupt Vollformat?

Die „Anmutung“und Bildqualität von Vollformat ist meines Erachtens unschlagbar (es sei denn bei Mittelformat). In aller Regel liefern die Vollformatsensoren auch mit „available light“ die besten Ergebnisse bei der ISO-Performance. Soll heißen, Bilder bei wenig Licht rauschen i.d.R. weniger, als bei kleineren Sensoren. Auch ist es erheblich leichter, mit einem Vollformatsensor ein schön weiches Bokeh (geringe Tiefenschärfe) hinzubekommen, als mit kleineren Sensoren. Last but not least verfügen viele Vollformatsensoren über einen größeren Dynamikumfang, als ihre kleineren Geschwister, manche können sich glatt mit der Mittelformat-Welt messen, wie z.B. die Nikon D850 (DSLR) und - soweit ich weiss - auch die Z7 bzw. Z7 II ( spiegellos). Für mich ein sehr wichtiger Punkt!

Und MFT?

Die Micro 4:3 Klasse (MFT) bietet viele Vorteile und einige Nachteile. Fangen wir mit den Vorteilen an:
Sehr gravierend sind Gewicht, Größe und Preis. In allen drei Punkten sind die MFT-Produkte geringer, als die Vollformatklasse. (Wohlgemerkt als grundsätzliche Regel, die durch Ausnahmen bestätigt wird). Durch die Bauweise sind die MFT gerade im Telebereich eine sehr gute Wahl. Wenn man die Rechnung für 600mm aufmacht, wird schnell deutlich, dass man mit MFT erheblich an Gewicht, Größe und Budget spart und dennoch fantastische Ergebnisse bekommen kann! Würdest du vor allem Wildlife fotografieren wollen, würde ich dir in jedem Fall zu MFT raten. 😉

Leider gibt es aber auch Nachteile beim MFT-System: In der Regel sind sie (z.T. Erheblich) schwächer bei der ISO-Performance und im Dynamikumfang. Hinzu kommt, dass du immer automatisch mehr Tiefenschärfe hast und ein so ein weiches Bokeh, wie mit einem Vollformatsensor im Grunde nicht zu erreichen ist. (Dennoch kann man auch mit MFT geringe Tiefenschärfe bekommen, es braucht nur ca. 2 ganze Blendenstufen mehr!)

Ein für dich relevanter Faktor könnte das Bildseitenverhältnis von 4:3 sein. Da du ja für deine Vorträge fotografierst, brauchst du letztlich 16:9. Zwar kann man bei vielen MFT das Bidlseitenverhältnis schon zum fotografieren auf 16:9 umstellen, davon würde ich dir aber abraten. Der Sensor hat das unveränderliche Verhältnis von 4:3. D.h., wenn du in der Kamera umstellst, wird einfach oben und unten abgeschnitten. Ich würde dir dann eher empfehlen, die Bilder später in Lightroom oder m.objects zu beschneiden, weil dir das viel mehr Flexibilität gibt. Aber ... du wirst das trainieren müssen, im Sucher 4:3 zu sehen und bei der Komposition schon für deine Präsentation in 16:9 zu „denken“!

Speziell bei der Olympus gibt es noch zu sagen, dass Olympus sicher den besten Bildstabilisator auf dem Markt gebaut hat. Das bedeutet zum einen, dass du auch noch mit deutlich niedrigen Verschlusszeiten verwacklungsfreie Bilder bekommst und gerade auch beim Filmen (Freihand) sehr davon profitierst! Es hilft natürlich auch ggf. Den ISO-Wert niedrig zu halten. Außerdem hat Olympus wirklich tolle Profi-Objektive gebaut, die fantastische Aufnahmen ermöglichen!

Alles in allem ist Olympus ebenfalls definitiv eine sehr gute Wahl für die Reisefotografie!

Ich hoffe, meine Überlegungen / Ausführungen sind für dich hilfreich bei der Entscheidungsfindung!?

Herzliche Grüße Thorge