Bildvorstellung: João Pinheiro „Kostbarkeiten“

Warum ich dieses Reisefoto ausgesucht habe …

Es handelt sich bei Joãos Foto noch einmal um ein Bild von dem Pilgerfest „Kumbh Mela“ in Indien. Zugegeben, es könnte fast überall in Indien entstanden sein. Aber auch nur „fast“. Denn es ist ein Detailfoto, das die Hand eines fahrenden Händlers zeigt, der s.g. „Malas“ (Gebetsketten) verkauft. Es ist ein fast abstraktes und damit völlig anders Bild, als das von Eberhard Jobst oder meine eigenen Kumbh Mela Bilder. Und (u.a.) genau das gefällt mir an Joãos Bild so gut!

Was mir besonders an dem Bild gefällt …

João hat mit seinem Foto einen wunderbaren Blick für Details bewiesen und mit seiner reduzierten Komposition auch seinen feinen Sinn für Humor unter Beweis gestellt. Denn, als ich sein Bild das erste Mal sah, war ich nicht nur begeistert, sondern musste auch unwillkürlich schmunzeln. Nun hat mich João inzwischen schon dreimal auf Fotoreisen begleitet, daher kenne ich seinen wunderbaren Humor. Das Foto ist jedoch bei unserer ersten gemeinsamen Fotoreise entstanden und ich lernte João gerade erst kennen. Das Bild ist, wie ich inzwischen weiss, kein Zufallsprodukt. João ist ein hervorragender Beobachter, der sich als Fotograf gerne zurücknimmt und dann fast unbeobachtet im „richtigen Moment“ auslöst.

Aber, zurück zu dem Bild. Ich glaube, ich war dabei, als das Foto entstand, denn ich meine, ich habe sogar den selben Händler fotografiert, wie einige andere Fotografen auch, die mich zur Kumbh Mela begleitet haben. Joãos Bild sticht jedoch in seiner Reduktion aus allen anderen Fotos heraus: Die Ware und die „Hand des Händlers„.

Aber natürlich fehlt auch jede Menge Kontext. Kann überhaupt jemand etwas mit dem Bild anfangen, der nicht dabei war, könnte man einwenden. Gerade der fehlende Kontext wirft jedoch Fragen auf und führt zu Spannung. Wir wollen wissen …

  • Wessen Hand ist das? Wer ist der Mann?
  • Wo ist das und was passiert da?
  • Was sind das für farbige Fäden, ist es ein Vorhang?
  • Was ist hinter dem Vorhang?
  • Was ist drumherum?

Ob das Bild für Menschen funktioniert, die nicht dabei waren, ist eine Frage, die ich selbst nur schwer beantworten kann – weil ich weiss, was wir hier sehen. Meine Hypothese ist aber, dass das Bild auch „funktioniert“, wenn man den Kontext nicht kennt. Aber gerade bei dieser Bildvorstellung würde ich mich besonders über Ihr Feedback freuen.

Was man von dem Bild lernen kann …

Ich beschreibe mal, was ich selbst bei diesem Bild von João lerne: Nämlich den Mut zur Reduktion. Fast immer frage ich mich bei meinen Reportage-Bildern: Wie viel Kontext muss sein? Was „braucht“ ein Betrachter, um die Szene / das Bild zu verstehen? Was ist überflüssig und lenkt eher ab. Und was ist die richtige Balance? Bei der Frage, was überflüssig ist und ablenkt, bin ich in den letzten Jahren sicher besser geworden. Doch in der (durch Joãos Bild ausgelösten) Selbstreflexion, bin ich im Vergleich wohl oft noch eher konservativ unterwegs. Inspiriert von Joãos Foto nehme ich mir gerade vor, meinen Blick für Details (auch mal ganz ohne oder mit nur sehr wenig Kontext) zu schärfen und mutiger zu werden … 😉

Die Details zum Bild

  • Fotograf: João Pinheiro
  • Wo aufgenommen: in Prayagraj (ehemals Allahaba), während einer Indien-Fotoreise zur Kumbh Mela
  • Wann aufgenommen: 02. Februar 2019
  • Kamera: Sony ILCE-7RM2
  • Objektiv: Sony FE 24-105 F4 G OSS
  • Brennweite: 43 mm
  • Blende: 6,3
  • Verschlusszeit: 1/250 sec
  • ISO: 100

Was denken Sie?

Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie Joãos Foto betrachten? Lassen Sie uns gerne daran teilhaben und schreiben Sie Ihre Gedanken unten in das Kommentarfeld.

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