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„Chekhov's gun“ in einer Multivision

„Chekhov's gun“ ist eine Idee aus der Dramaturgie, die auf den russischen Autor Anton Chekhov zurück geht. Oft wird er (frei) mit den Worten zitiert, „Wenn im 1. Akt ein Gewehr über dem Kamin hängt, muss es im 2. Akt auch abgefeuert werden. Sonst sollte es da nicht hängen.“

Eigentlich ging es Chekhov darum, dass wir unwesentliche Elemente aus einer Geschichte heraus lassen sollen. Tatsächlich wird Chekhovs Zitat aber auch gerne genutzt, um abzuleiten, dass wir bestimmte Aspekte einer Geschichte bereits früh einführen können/sollten, sodass beim Publikum (oft auch unbewusst) eine Erwartungshaltung erzeugt wird, die im Verlauf der Geschichte schließlich eingelöst wird.

Was bedeutet das nun für den non-fiktionalen Bereich eines Vortrags oder einer Multivision?

Kürzlich haben wir in unserer Mastermind Gruppe Multivision einen sehr starken Ausschnitt aus dem Vortrag eines Teilnehmers besprochen. Dabei erzählte er, wie er während einer Pilgerreise in eine äußerst missliche Lage geraten war:

Er hatte an einem Tg bereits rund 40 km Fußmarsch durch eine einsame Gegend hinter sich gebracht und noch ca. 10 km vor sich, bis zur nächsten Ortschaft, wo er übernachten wollte. Es war nicht mehr lange vor der Dämmerung, als ihm bei der Durchquerung eines Steinbruchs eine Horde großer wilder Hunde den Weg versperrte und ihn äußert aggressiv anbellte und anknurrte. Da er sich nicht in der Lage sah, noch einmal 40 km zurück zu laufen, nahm er all seinen Mut zusammen und ging durch die Horde wilder Hunde hindurch.

Die Episode ist wirklich so passiert und hat viel Potenzial für Spannung, da uns als Publikum die „Fallhöhe“ der Situation sofort klar ist: Allein in einem fremden Land, in einer einsamen Gegend von einer Horde großer Hunde angefallen werden, das könnte äußert übel enden.

Nun zurück zu Chekhov:

Tatsächlich gibt es noch ein Element, dass die „Dramatik“ der Situation steigert, aber vielleicht viel wirksamer ist, wenn wir es vorher bereits kennen: Der Protagonist ist als Kind von einem großen Schäferhund gebissen worden, musste gegen Tollwut geimpft werden und hat seitdem Angst vor Hunden!

Mein Vorschlag wäre nun folgender: Ich würde die Angst vor Hunden (= das Gewehr über dem Kamin) nur kurz, dafür aber früh einführen, vielleicht bei der Planung der Pilgerreise als eine Sorge erwähnen (= 1. Akt). Dann gibt es auf der Reise möglicherweise schon vorher eine „eher harmlose Begegnung“ einem Hund, wo das Thema noch einmal auftauchen könnte (nach dem Motto, meine Angst vor Hunden machte die, für die meisten Menschen, harmlose Begegnung für mich zu einer Herausforderung).

Und stellen wir uns jetzt vor, was in unseren Köpfen passiert, wenn der Erzähler uns dann später mitnimmt, in diesen Steinbruch, und sich einer Horde großer aggressiver Hunde gegenüber sieht …