„Bilder aus dem IRAN“ – Coverstory im Fotoforum Magazin 2022/02

Die neue Cover Story im fotoforum Magazin und das Projekt von Thorge Berger & Mehran Khadem-Awal

Fast genau 5 Jahre ist es her, dass ich meine erste Cover Story im fotoforum Magazin hatte. Und Sie hieß „Fotografieren im Iran“! Ungefähr zu dieser Zeit ist auch die Idee für unser Projekt entstanden:
Ich wollte mit Mehran einen Multivisionsvortrag und ein Buch über den Iran machen. Nachdem wir zunächst viel in anderen Ländern zusammen unterwegs waren, schlug Mehran 2016 vor, dass ich ihn in den Iran begleite. Nach anfänglicher Skepsis reiste ich im Frühjahr 2017 erstmals mit ihm und meiner Frau Heike in den Iran. Ich war auf Anhieb so begeistert von den gastfreundlichen Menschen, der eindrucksvollen Kultur und den schönen Landschaften, dass ich in den folgenden zwei Jahren (2018 und 2019) gleich wieder mit Mehran dort unterwegs war. Und ohne Corona wären wir auch 2020 (und vermutlich auch 2021) wieder in den Iran gefahren.
Triebfeder für unser Projekt war u.a., dass wir gerne zeigen wollten, wie schön dieses Land eigentlich ist und dass es sich lohnt, nicht nur dieses furchtbare Regime wahrzunehmen, sondern darüberhinaus zu sehen – und zwischen dem Regime und der Bevölkerung zu unterscheiden.

Im Mai 2022 war ich noch einmal einen Monat mit Mehran im Iran unterwegs. Es war wieder eine fantastische Reise, bei der wir uns zum Teil auch für uns neue Gebiete im Norden und Nordwesten des Iran erschlossen haben.

Entwicklungen im IRAN

Am 16. September 2022 verstarb die 22-jährige iranische Kurdin, Jina Mahsa Amini nach Misshandlungen durch die Sittenpolizei. Seitdem toben heftige Proteste im Land. Viele Iraner:innen und sogenannte Iran-Expert:innen gingen zunächst davon aus, auch dieser Widerstand würde mit brutaler Härte im Keim erstickt werden, wie so oft in den letzen Jahrzehnten.
Aber die Proteste halten nicht nur an, sie breiteten sich aus, über das ganze Land, alle gesellschaftlichen Schichten und Ethnien. Diese Revolution hat inzwischen hunderte Todesopfer, darunter zum Teil auch Kinder gekostet. Es wurden über 14.000 Menschen inhaftiert, vielen davon droht die Todesstrafe.

Angesichts dieser Entwicklungen mussten wir uns fragen, ob unser Projekt, die schöne Seite Irans zu zeigen noch sinnvoll ist. Wir haben uns geprüft, und sind zu der Überzeugung gelangt, dass wir – gerade mit unseren Multivisionvorträgen etwas für die Menschen im Iran erreichen können. Dafür sind wir zum Teil sehr massiv kritisiert worden.

Doch leider haben wir es – gerade im Moment – wieder mit vielen Krisen auf der Welt zu tun. Das kann schnell dazu führen, dass wir die Nachrichten sehen oder lesen, aber mit unserer Aufmerksamkeit schnell wieder woanders sind. Erst, wenn eine Beziehung entsteht, ist Empathie wahrscheinlich. Und die führt im besten Fall dazu, dass wir handeln. Für viele Menschen ist der Iran nach wie vor eine Black Box. und für eine Black Box hat niemand Empathie.
So haben wir unsere Vorträge jetzt auch dazu genutzt, auf die Situation im Iran aufmerksam zu machen, und Sympathie und Empathie für die Menschen und ihren Kampf für mehr Freiheit zu erzeugen. Wir haben unser Publikum dazu ermuntert, aktiv zu werden.

Unter anderem haben wir dazu aufgerufen, mehrere Petitionen (an die Bundesregierung und das Europaparlament) zu unterstützen, die u.a. fordern, dass der außenpolitische Druck auf das Regime im Iran erhöht wird. (Diese Petitionen waren zeitlich begrenzt, daher macht es keinen Sinn hier im einzelnen weiter darauf einzugehen.) Viele Menschen aus dem Publikum haben sich unseren Appellen angeschlossen. Das hat uns darin bestärkt, dass unsere Entscheidung richtig war, denn wir haben das Gefühl, tatsächlich etwas für die Menschen im Iran zu bewirken.

Was man tun kann

Aktuell weisen wir auf zwei Dinge hin, die man tun kann:

Amnesty International

Bei Amnesty International gibt es eine Aktion, bei der man sich für die Freilassung von Nahid Taghavi einer iranisch-deutschen Frauenrechtlerin einsetzen kann, die trotzt schwerer Gesundheitsprobleme im berüchtigten Teheraner Evin Gefängnis gefangen gehalten wird.
Details dazu finden Sie hier auf der Webseite von Amnesty International …

FIfF – Snowflake

Die andere Initiative stammt vom FIfF (Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung). Hier wurde ein Browser-PlugIn namens Snowflake entwickelt. Installiert man dieses PlugIn bei sich, kann – vereinfacht erklärt – die eigene Internetleitung für Menschen im Iran zur Verfügung gestellt werden. So kann die Zensur durch das Regime umgangen werden und das ist natürlich extrem hilfreich! Das PlugIn zu nutzen ist für uns völlig ungefährlich und bedenkenlos möglich, wie auch Experten des WDR festgestellt haben. Alle Details finden Sie auf der Seite des FIfF …