Bildvorstellung: Harald Mundt – Sadhus auf der Kumbh Mela

Warum ich dieses Reisefoto ausgesucht habe …

Ich selbst habe die Kumbh Mela, das größte Pilgerfest der Welt, inzwischen fünf mal besucht. Dieses Foto von Harald Mundt ist während der Indien-Fotoreise im Februar 2019 entstanden, die ich organisiert habe, und die auch zu einer Kumbh Mela in Prayagraj (ehemals Allahabad) führte. Ich habe natürlich selbst sehr viele Fotos auf der Kumbh Mela gemacht und auch viele von anderen Fotografen gesehen … Harald ist meiner Ansicht nach mit seinem Foto etwas seltenes gelungen: Er fängt perfekt ein, wie die Atmosphäre war, als die Sadhus am wichtigsten Tag in einer Prozession zu ihrem heiligen Bad im Ganges zogen.

Was mir besonders an dem Bild gefällt …

Bei seinem Bild hat Harald eine eher ungewöhnliche Perspektive gewählt: mittendrin und doch von oben! Er hat einen Moment erwischt, in dem ein Sadhu vor ihm die Hand zum (Gottes-) Gruß „har har mahadev“ erhebt, wie man ihn so oft auf der Kumbbh Mela hört, und dabei (gefühlt) fast die Linse von Haralds Objektiv berührt. Durch diese gereckte Hand wird das Bild „besonders“. Denn, der Schärfepunkt liegt auf dem Hintergrund (genau genommen, auf dem Sadhu unten rechts – durch die offene Blende hat das Bild wenig Tiefenschärfe), die Hand hingegen ist unscharf aber noch gut erkennbar. Dadurch entsteht für mich zum einen die räumliche Tiefe, vor allem aber die Intensität des Bildes und der „geheimnisvolle Aspekt“.

Es ist ein Bild das beim Betrachter sofort Fragen auslöst …

  • Was sehe ich hier, was spielt sich dort ab?
  • Wer sind diese Männer?
  • Was hat die Hand / diese Geste zu bedeuten?
  • Ist es freudig, ist es aggressiv?
  • Ist der Fotograf einer von ihnen?
  • Was hat der Fotograf wohl dort erlebt?
  • Usw..

Was man von dem Bild lernen kann …

Ich war schon öfter mit Harald unterwegs, kenne viele seiner Arbeiten und weiss, dass er ein sehr guter Fotograf ist. Vermutlich hat er bei dieser Aufnahme sowohl „viel richtig gemacht“ als auch eine Portion Glück gehabt. Das gehört eben bei der (Reise-)Fotografie auch dazu! Zum einen war er zur richtigen Zeit am richtigen Ort, dann hat er sich „mittenrein“ begeben und sich nicht gescheut, verschiedene Ansätze auszuprobieren, wie z.B. diese „Überkopf-Perspektive“. Und er hat den „richtigen Moment“ (The decisive moment nach Henri Cartier-Bresson) sowie die richtigen Einstellungen gewählt! Auch finde ich, dass Haralds Bild ein gutes Beispiel dafür ist, dass starke Bilder nicht technisch perfekt zu sein brauchen. Mein Fazit: Seien Sie mutig, probieren Sie aus – es könnten solch tolle Bilder entstehen!

Die Details zum Bild

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