Lieber Thorge Berger,

danke für die bewegenden Einblicke in das Leben der Iraner, die tollen Bilder von den schönen Gebäuden und die vielen Informationen über das Land und die leider gerade traurige Lage dort. Während ich schreibe, zeigt mir meine jetzt immer geöffnete „Snowflake“-Seite, dass genau in diesem Moment wieder ein Mensch im Iran im Netz unterwegs ist, dessen Signal auch über meinen Rechner hin und her gespielt wird, bevor es zu Twitter oder sonstwohin geht. 

Die Lage im Iran und die Menschen, die Sie uns im Vortrag nahegebracht haben, haben viel in mir bewegt, und ich weiß schon nicht mehr, wie oft ich das Lied von Shervin Hajipour gehört und in allen Varianten gesehen habe. Coldplay in Buenos Aires, Studenten in Brisbane – ich bin berührt, wie viel Solidarität die Iraner aus der ganzen Welt bekommen! Zwei Tage nach Ihrer Reportage habe ich eine Mail an knapp 50 WDR-Kollegen und an einige Freunde und Verwandte geschickt, die den Link zu Snowflake enthielt – und die Bitte, die Iraner zu unterstützen und auch die Petition zu unterzeichnen. Sie selbst hatte ja am Sonntag darauf hingewiesen, wdr5 (wohl unsere Wissenschaftssendung Quarks?) habe den Snowflake-Link getestet und als risikolos eingestuft. Inzwischen weiß ich, dass auch die Düsseldorfer Firma Sipgate (die entwickeln moderne Telefonanlagen samt App & Software) allein vier(!) Server nur für diesen Zweck betreibt! Auf eigene Kosten. Der Mann einer Freundin arbeitet dort, hat meine Mail gelesen und die Sicherheitsleute von Sipgate dazu befragt: Auch die halten den Link für gefahrlos und eine gute Sache.

Ich bin heilfroh, dass der Iran gerade gesehen und gehört wird! Und dass beim Treffen des UN-Menschenrechtsrats der Beschluss gefasst wurde, das brutale Vorgehen des Regimes zu dokumentieren und zu ahnden. Ich kann nur hoffen, dass die Gewalt und die Unterdrückung bald enden und Konsequenzen haben. Damit danach Ruhe einkehrt. Hoffentlich für immer.

Aus Mönchengladbach grüßt Sie herzlich

Verena Lutz