Bildvorstellung: Fred Eversmann „Pujas an der zerbrochenen Brücke“

Warum ich dieses Reisefoto ausgesucht habe …

Freds Bild gehört für mich in die Kategorie „besondere Motive sehr gut eingefangen“. Es ist ein Bild, das eine Geschichte erzählt und dabei Fragen aufwirft. Also, aus meiner Sicht, ein besonders gelungenes Reisefoto! Ich kenne Fred nun schon einige Jahre und er hat viele fantastische Fotos gemacht. Dieses hier ist während unserer ersten gemeinsamen Fotoreise Kerala (Südindien) entstanden.

Was mir besonders an dem Bild gefällt …

Freds Foto verfügt über vieles, was ein gutes Reisefoto ausmacht: Ein interessantes Motiv, eine balancierte Komposition, „Tiefe“ (durch die verschiedenen Bild-Layer), einen Überraschungs-/Spannungseffekt durch die eingestürzte Brücke sowie „Exotik“. Letztere wird durch die halbnackten indischen Männer geliefert, die am Fluss ihre Pujas (Gebetsrituale) für ihre Ahnen und verstorbenen Verwandten vollziehen. Das kennen vermutlich nur Menschen, die selbst schon in Indien waren oder sich damit auseinandergesetzt haben. In Indien ist es jedoch an vielen Orten ein relativ „normaler Anblick“. Die meisten anderen Betrachter werden vielleicht zunächst rätseln, was dort vor sich geht. Und natürlich stellen wir im Kopf unwillkürlich eine Beziehung zwischen den Männern, ihrem Ritual und der eingestürzten Brücke her. Hier entsteht die “Story“ und die Spannung, die uns im Bild hält. Dem Bild fehlt aber auch ein wesentliches Element für ein Spitzenfoto: Gutes Licht! Ich erinnere mich noch gut, wie wir 2017 bei der Fotoreise in Kerala über die intakte Brücke (im Hintergrund zu sehen) fuhren und die Szene durch das Fenster entdeckten. Ich bat unseren Fahrer Sunu bei nächster Gelegenheit anzuhalten und wir machten uns von der Strasse auf den Weg zum Flussufer. Schon auf dem Weg dachte ich: „Schade, dass die Sonne schon so hoch steht, denn etwas früher hätten wir noch tolles Morgenlicht gehabt!“ Aber Fred hat – soweit ich es beurteilen kann – nicht nur die beste Komposition für das Motiv gefunden, sondern aus der Not auch eine Tugend gemacht. Vermutlich durch die Nachbearbeitung ist ihm eine Lichtstimmung gelungen, die fast „traumartig“ wirkt und damit den surrealen Charakter der Szenerie perfekt unterstreicht.

Es ist wieder ein Bild, das beim Betrachter Fragen auslöst …

  • Was passiert hier? Was machen die Männer?
  • Warum sind sie halbnackt? Und was haben sie mit der Brücke zu tun?
  • Was ist mit der Brücke passiert, warum ist sie eingestürzt?
  • War es ein schlimmes Unglück, und haben die Männer etwas damit zu tun?
  • Wo findet diese Szene statt?
  • Usw..

Was man von dem Bild lernen kann …

Ich kann es nicht oft genug sagen: Ein zentrales Element interessanter Reisefotos ist, interessante Motive zu finden. Dazu gehört natürlich, möglichst zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Das kann man durch gute Planung begünstigen, aber auch durch aufmerksames Beobachten und Reagieren. Letzteres hat uns zum Motiv geführt. Ich selbst lerne aus dem Bild von Fred u.a. folgendes: Als wir uns vom Bus in Richtung Fluss aufmachten, war ich „faul“, habe meine zweite Kamera mit dem Teleobjektiv (70-200mm) im Bus liegen lassen und bin nur mit einer Kamera und einem Standardzoom (24-70mm) los gezogen. Das war ein Fehler, den Fred nicht gemacht hat! Sein Foto ist u.a. deshalb so gut, weil er die richtige Optik dabei hatte, (nämlich auch ein 70-200mm Objektiv), um die Elemente perfekt ins Bild zu setzen!

Die Details zum Bild

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